ZWM Alumnae & Alumni Stories Folge 6 Dr. Sebastian Meurer

Dr. Sebastian Meurer, Geschäftsführer des Centre for Global Cooperation Research an der Universität Duisburg-Essen

Von 2013 bis 2014 absolvierte er parallel zu seiner Promotion den ZWM-Lehrgang für WissenschaftsmanagerInnen, im Februar 2018 nahm er am ZWM-Workshop „Führung in der Wissenschaft“ teil und im März 2021 am ZWM-Workshop „Finanzen und Controlling“.

Nach dem Magister-Studium der Geschichte und Religionswissenschaft promovierte er im Heidelberger Exzellenzcluster „Asien und Europa im Globalen Kontext“, wo er zunächst in einer Nachwuchsforschungsgruppe und dann als Forschungsbereichskoordinator tätig war. Von 2016 bis Juni 2024 war er Wissenschaftlicher Koordinator des Sonderforschungsbereichs „Helden – Heroisierungen – Heroismen“ der Albert Ludwigs-Universität Freiburg.

Herr Doktor Meurer, Sie sind Geschäftsführer beim Centre for Global Cooperation Research an der Uni Duisburg-Essen. Was charakterisiert Ihre Tätigkeit dort?

Das Centre for Global Cooperation Research ist eine interfakultäre zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Universität Duisburg-Essen. Es handelt sich primär um eine Vernetzungsstruktur, deren Aufgabe und Anliegen es ist, globale Forschung zu globalen Themen aus den Gesellschafts- und Geisteswissenschaften anzuregen, zu unterstützen und zu vernetzen.

Sie haben eine Doktorarbeit über Verwaltung in Großbritannien und Indien geschrieben. Das ergibt aktuell insofern eine ideale Passung, als Sie jetzt in einem internationalen Umfeld arbeiten. Was hat Sie ins Wissenschaftsmanagement geführt und daran auch früh fasziniert? Sie haben den ZWM-Lehrgang für WissenschaftsmanagerInnen ja bereits absolviert, bevor sie ihre Promotion abgeschlossen haben.

Ich habe ja in Heidelberg in einem der wenigen geisteswissenschaftlichen Exzellenzcluster promoviert, daher war ich früh Teil eines global ausgerichteten Verbundforschungsprojekts.
Die letzten Jahre der Promotion war ich bereits auf einer Koordinationsstelle für einen der Forschungsbereiche dieses Exzellenzclusters tätig. In diesen Jahren gab es eine deutliche Professionalisierung des dortigen Wissenschaftsmanagements beziehungsweise des Admin-Teams. Im Zuge dieses Prozesses habe ich mich dann intensiver mit Wissenschaftsmanagement beschäftigt und konnte eben auch den Lehrgang Wissenschaftsmanagement in Speyer absolvieren.

Wie früh war Ihnen als Historiker schon klar, dass Sie keine akademische Karriere im Lehr- und Forschungsbereich machen wollen, sondern sich als Wissenschaftsmanager betätigen?

Mir ist es wichtig, diese Grenze nicht so hart zu ziehen, wie das zum Teil getan wird. Nachdem ich den Lehrgang absolviert hatte, habe ich zunächst in Essen eine ganz klassische Lehrstuhlassistenz vertreten, sogar ein Habilitationsprojekt entwickelt und mich parallel nach Stellen in der Wissenschaft und im Wissenschaftsmanagement umgeschaut.
Die endgültige Entscheidung ist damit gefallen, dass ich in Freiburg die Stelle als wissenschaftlicher Koordinator des Sonderforschungsbereichs „Helden – Heroisierung – Heroismen“ angetreten habe. Ich habe das nie bereut, verstehe es aber auch nicht als Ausstieg aus der Wissenschaft, sondern als Wechsel des Karrierewegs innerhalb der Wissenschaft. Für mich ist das grade ein Kern des forschungsnahen Wissenschaftsmanagements: Es geht um Management aus den Reihen der Wissenschaft und nicht darum, Wissenschaft „wegzumanagen“.

Sie haben neulich mit Ihren ZWM-Kommilitonen Zehnjähriges in Speyer gefeiert?

Ja, wir treffen uns als Gruppe einmal jährlich an wechselnden Orten, das ist ein ganz großartiger Kreis und auch eine nachhaltige Ressource für uns Alumnae und -Alumni des ZWM-Lehrgangs für Wissenschaftsmanagement.

Das heißt: Sie pflegen regelmäßig den Kontakt und können bei Bedarf auch zu Themen, die Sie gerade ad hoc beschäftigen, ein Feedback aus der Runde erfragen?

Genau, das ist ein sehr ausgeprägtes Vertrauensverhältnis und wir wissen natürlich, in welchen Bereichen die jeweils anderen tätig sind. Gerade die Treffen und der Austausch haben mir persönlich sehr geholfen, auch mein professionelles Selbstverständnis zu schärfen, und an vielen Stellen bei konkreten Fragestellungen unterstützt.

Welches Know-how, welche Methodenkompetenzen aus dem ZWM Lehrgang setzen Sie heute noch ein und gibt es Dinge, die Sie als besonders wertvoll einschätzen?
Das Allerwichtigste waren für mich weder Fähigkeiten noch Kenntnisse, sondern die Entwicklung einer geklärten beruflichen Identität.
Bei dem Verständnis, was dieses „Wissenschaftsmanagement“ denn genau ist hat mir der Rundumschlag des Lehrgangs und der Austausch mit den anderen LehrgangsteilnehmerInnen und den Lehrenden, die auch alle „ein großes Nähkästchen“ mitgebracht haben, extrem geholfen.

Sie sind gut vernetzt, Sie sind z.B. Mitglied im Verband der HistorikerInnen und im Netzwerk Wissenschaftsmanagement. Wie schätzen Sie die Bedeutung des Vernetzungsaspekts im Wissenschaftsmanagement ein?

Netzwerke sind ungeheuer wichtig, aber auch oft missverstanden. Noch am Anfang der Promotion schien mir die Rede vom Netzwerken immer irgendwie künstlich, wie etwas, das man mit einer rein instrumentellen Absicht betreibt.
Von heute aus betrachtet würde ich sagen, dass es einfach wichtig ist, die Menschen zu kennen, mit denen man zusammenarbeitet. Das berührt für mich auch ein zentrales Element von Wissenschaftsmanagement: Vertrauen und Wertschätzung – und die können nur entstehen, wenn man einander kennt.

Was macht in Ihren Augen einen guten Wissenschaftsmanager, eine gute Wissenschaftsmanagerin aus?

Das ist ein sehr vielfältiges, mittlerweile stark differenziertes Berufsbild, aber stark generalisiert würde ich die beiden Punkte hervorheben, die ich eben schon genannt habe: Wertschätzung und Vertrauen. Die stehen wirklich im Vordergrund. Man muss in professionellem Sinne verlässlich sein und man sollte Wertschätzung für die anderen haben.
Ansonsten einfach die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, und die Übersetzungsfunktion ernst zu nehmen: zwischen unterschiedlichen Perspektiven zu vermitteln, besonders zwischen Verwaltung und Forschenden und Lehrenden.

Welche Tipps würden Sie EinsteigerInnen ins Wissenschaftsmanagement geben?

Ich glaube, dass Weiterbildung eine ganz wichtige Rolle spielt. Es muss ja nicht gleich einer der großen Lehrgänge sein. Auch kürzere Workshops oder Fortbildungen helfen. Und: Sich mal aus dem Tagesgeschäft rauszuziehen und gemeinsam mit anderen weiterzubilden, hilft, ein berufliches Selbstverständnis zu entwickeln. Um selbst einen Schritt weiterzukommen, muss man erstens etwas Abstand gewinnen und zweitens sich mit anderen, die in einer vergleichbaren Situation sind, austauschen. Deswegen auch meine Empfehlung, wenn irgend möglich, solche Fortbildungen in Präsenz zu machen.

Wie haben Sie die Mischung der TeilnehmerInnen im Lehrgang empfunden?
Dass die TeilnehmerInnen aus verschiedensten Disziplinen und ganz unterschiedlichen Einrichtungen, Einrichtungstypen und -größen kamen, habe ich als sehr hilfreich empfunden: Wie verortet man sich selbst und die anderen KommilitonInnen im weiten Horizont des Wissenschaftssystems?

Was sind Elemente, die Ihnen immer wieder vermitteln, warum Sie genau Ihren Job so gerne machen?

Das Großartige an der Universität und anderen Forschungseinrichtungen als Arbeitsplatz ist sicher, dass man mit sehr vielen intrinsisch motivierten, klugen Menschen zusammenarbeitet. Dass ich WissenschaftlerInnen bei Forschungsthemen, für die sie brennen, zusammenbringen und unterstützen kann, finde ich äußerst befriedigend.

Empfehlen Sie das ZWM, ihren Kolleginnen und Mitarbeiterinnen?
Auf jeden Fall. Mittlerweile gibt es zwar auch eine ganze Reihe anderer Angebote. Das ist auch gut, dennoch empfehle ich KollegInnen und MitarbeiterInnen das ZWM aus voller Überzeugung. Ich habe von den ZWM-Weiterbildungen sehr profitiert und halte auch weiterhin viel von einer Professionalisierung des Wissenschaftsmanagements aus der Wissenschaft selbst – die ja dem ZWM ideell zugrunde liegt.

Haben Sie vielen Dank für das anregende und informative Gespräch!

Das Gespräch mit Dr. Sebastian Meurer führte Theo Hafner.

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