Die Menschen am ZWM: Folge 6 Dr. Katja Knuth-Herzig

Dr. Katja Knuth-Herzig ist seit Februar 2022 Referentin für Weiterbildung / Beratung am ZWM in Speyer. Nach ihrem Psychologie-Studium an der Universität Landau hat sie an der Goethe-Universität Frankfurt im Themenbereich Wissenschaftskommunikation promoviert. Nach der Promotion war sie Mitarbeiterin und Projektkoordinatorin im Projekt „Praxissemesterevaluation in der hessischen Lehramtsausbildung“ für den Bereich Daten und Konstrukte an der Goethe-Universität Frankfurt/Main, bevor sie 2019 an die Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer wechselte, um dort am Lehrstuhl für Hochschul- und Wissenschaftsmanagement als Koordinatorin des Graduiertenkollegs „Wissenschaftsmanagement und Wissenschaftskommunikation als forschungsbasierte Praxen der Wissenschaftssystementwicklung“ (WiMaKo) zu arbeiten.

Liebe Katja, Du bist am ZWM unsere Spezialistin für Themen der Wissenschafts-kommunikation und hast unter anderem mit den Dozierenden Dr. Katja Flieger und Monika Wimmer das Modulprogramm Wissenschaftskommunikation konzipiert. Du hast dieses Leib-und-Magen-Thema vorausschauenderweise bereits in Deiner Promotion anvisiert?

Als ich damals als Doktorandin in die Wissenschaft gekommen bin, hat der Themenbereich Wissenschaftskommunikation mich sofort gepackt. Es gab in dieser Zeit gerade ganz neu das DFG geförderte Schwerpunktprogramm „Science and the Public“, bei dem viele Projekte gleichzeitig an ganz unterschiedlichen Fragen zu diesem
Thema forschen konnten. Bei mir war es die Vermittlung wissenschaftsbezogener
Inhalte mithilfe einer Kombination von Texten und Bildern im Internet. Das war
noch vor der Allgegenwärtigkeit von Social Media und Breitbandverbindungen.

Und dann folgte eine Station bei der Gesellschaft für empirische Bildungsforschung – ist Bildung in Deiner Skala von Berufsfeldern schon lange unter den Top Ten?

Aus der pädagogischen Psychologie heraus war der Weg zur Bildungsforschung tatsächlich sehr kurz. Ich hatte auch während des Studiums schon mehrere Monate bei einer Weiterbildungseinrichtung gearbeitet. Dennoch war es natürlich ein komplett neues Forschungs- und Praxisfeld, das ich mir erst erschließen musste nach der Zeit in der Wissenschaftskommunikation. Tatsächlich habe ich das Thema Bildung aber so gerne gemocht, dass ich es mitgenommen habe, als ich zurück in die Wissenschaftskommunikation gewechselt bin. Nicht nur, indem ich in 2021 beim digitalen Tagungsjahr der Gesellschaft für empirische Bildungsforschung (digiGEBF) nochmals bei der Orga mit angepackt habe, sondern auch durch die Arbeit im Kompetenzaufbau für die Wissenschaftskommunikation – egal ob als Referentin für Weiterbildung im ZWM, als Dozentin im Masterstudiengang Wissenschaftsmanage-ment der Uni Speyer oder in der Task Force Kompetenzaufbau der #FactoryWisskomm habe ich heute beide Themenfelder in vielen meiner Tätigkeiten kombiniert.

2022 hast Du Dich unserem ZWM-Team offiziell angeschlossen; davor warst Du allerdings als Koordinatorin des Graduiertenkollegs WiMaKo bereits 2020 unterstützend bei unserer Digitaltagung SotA@Home aktiv.

Ja, die SotA im Jahr 2020 war ein etwas wilder Ritt. Ursprünglich war es geplant, dass die Tagung im Frühsommer in Berlin stattfindet und Prof. Michael Hölscher hatte damals zugesagt, sich zusammen mit seinem Lehrstuhl an der Universität Speyer bei der Programmplanung einzubringen. Das ZWM war zu der Zeit gerade im Übergang zu einer neuen Geschäftsführung und hatte wenig zeitliche Ressourcen zur Verfügung.
Mitten in der Planung ist dann Covid19 über uns alle hereingebrochen und wir haben intensiv diskutiert, ob wir die Tagung absagen oder ob es möglich ist, die Veranstaltung sehr kurzfristig komplett in den digitalen Raum zu verlegen. Wir haben am Ende unseren gesamten Mut zusammengenommen und gesagt „Ja, wir machen das!“.
Unsere Lernkurve zu digitalen Tools und Möglichkeiten war dann auch entsprechend steil und vor manchem Desaster hat uns nur das Glück bewahrt. Beispielsweise ist uns am letzten Tag vor der Tagung per Zufall aufgefallen, dass unsere Zoom Lizenz nur 100 Personen zulässt, wir aber deutlich mehr Anmeldungen haben. Das hätte schief gehen können. Am Ende ist uns dann aber eine wirklich gute SotA gelungen und die Zusammenarbeit hat mich schon zu diesem Zeitpunkt eng mit den Menschen am ZWM zusammengeschweißt.

Und hier schließen sich gleich mehrere Kreise, denn aktuell bringst Du WiMaKo auf die Zielgerade und koordinierst in Personalunion als Projektleiterin unsere aktuelle State-of-the-Art-Tagug „SotA’23 meets WiMaKo“ zum Thema Strategisch kommunizieren als Wissenschaftseinrichtung. Ist strategisch Kommunizieren in unserer heutigen von politischen Erwägungen getriebenen Gesellschaft wichtiger, als es das je zuvor war?

Das Thema „Strategische Kommunikation“ ist nach dem Siggener Kreis 2022 in meinem Kopf stecken geblieben. Dort hat sich in einer Diskussion gezeigt, dass der Begriff zunächst einmal ganz unterschiedlich verstanden wird. Reden wir davon, die Wissenschaftskommunikation strategisch zu planen, indem wir uns beispielsweise vorab überlegen, welche Zielgruppe wir erreichen möchten oder welche Plattform, welches Format sich für ein Thema eignet oder reden wir davon, die Kommunikation als Teil der übergeordneten Strategie der eigenen Einrichtung zu verstehen und danach auszurichten. Beides ist strategische Kommunikation, beides ist für Wissenschafts-einrichtungen wichtig, aber es kann leicht zu Missverständnissen kommen, wenn wir unklar lassen, worauf wir uns gerade beziehen. Mit der SotA Tagung möchten wir daher die ganz verschiedenen Bereiche auslosten, die hinter strategischer Kommunikation stecken. In einer Krise zu kommunizieren kann ebenso strategisch sein, wie die Ansprache von Studierenden oder die Sichtbarmachung innovativer Frauen in der Wissenschaft.
Ganz besonders freut mich aber neben der Chance, eine ganze Tagung dem Thema strategische Kommunikation widmen zu können , dass „mein“ Graduiertenkolleg und die Kollegiat:innen, die ich vier Jahre kennenlernen und auf dem Weg zur Promotion begleiten durfte, mit an Bord sind. Durch sie kommt eine weitere Perspektive mit an den Tisch, die unsere Diskussion bereichern wird.

Wir haben gehört, wenn Du im Lotto gewinnen solltest, gründest Du eine Fachgesellschaft für Wissenschaftskommunikation?

Vielleicht würde ich erst noch ein schönes Passsivenergie-Haus mit einem riesigen Garten kaufen, aber kurz danach wäre eine „Fachgesellschaft für Wissenschaftskommunikation“ dran, in der Forschung und Praxis gleichberechtigt einen Platz haben und regelmäßig in den Austausch kommen. Die Forschung könnte konkrete Fragen aus der Praxis aufgreifen und die Praktiker:innen wären direkt an der Quelle der neuesten Erkenntnisse aus den Forschungsprojekten, die sich mit Wissenschaftskommunikation beschäftigen.
Diese Idee begleitet mich schon eine ganze Weile. Befeuert wird sie regelmäßig wieder von Veranstaltungen wie dem Siggener Kreis oder der #FactoryWisskomm, aus denen man immer mit neuem Schwung, sehr vielen neuen Gedanken und Inspirationen heraus geht. Das Kondensat findet sich dann in den Texten wie den Siggener Impulsen oder den „Handlungsperspektiven für die Wissenschaftskommunikation“ der #FactoryWisskomm wieder, aber alle gehen zusätzlich mit ganz eigenen Inspirationen nach Hause. Das würde ich sehr gerne mit einer Fachgesellschaft an einem Ort bündeln und verstetigen.
Nachdem ich einige Jahre aus der Wissenschaftskommunikation in den Themenbereich Bildungsforschung abgebogen bin, ist mir zudem aufgefallen, wie wichtig es ist, als Community eine gemeinsame Anlaufstelle, einen Ort zu haben, an dem man sich niedrigschwellig mit anderen Menschen vernetzen kann. Auch das würde mit einer Fachgesellschaft Realität werden.

Und bis dahin freuen wir uns über Deine Schnappschüsse – nicht nur von unserer SotA-Location in Potsdam – wie kamst Du zur Fotografie und welches ist das beste Fotomotiv, das Du je auf Film oder Festplatte festgehalten hast?

Ich habe schon als Kind gerne Fotos gemacht. Später bin ich dann öfter mal mit Freund:innen auf ausgiebige Fototouren gegangen. Heute mache ich aus Zeitgründen meist nur noch Bilder, die mir einfach so im Alltag begegnen oder ich freue mich, wenn mich Dienstreisen mit der Kamera in fremde Städte bringen.
Ein wirkliches Lieblingsbild habe ich gar nicht. Das wechselt immer mal wieder. Eins meiner aktuell liebsten Bilder ist aber dieses hier, das ich vergangene Woche in Siggen aufgenommen habe. Ich mag daran besonders, dass es wie ein altes Gemälde von einem Stillleben aussieht, aber eben keins ist:

Blumenstrauß in der Anmutung eines Stilleben-Gemäldes, Fotografie von Katja Knuth-Herzig

Danke für das Gespräch!

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