ZWM Alumnae & Alumni Stories Folge 2 Christoph Sabothe

Christoph Sabothe, Verwaltungs-Betriebswirt, hat von 2003 bis 2006 an der FH Hildesheim studiert und dann nach berufsbegleitendem Studium an der Universität Kassel 2011 den Master of Public Administration erworben. 2018/2019 hat er am Advanced-Lehrgang für erfahrene WissenschaftsmanagerInnen des ZWM teilgenommen. Heute leitet er das Dezernat für Finanzen und Controlling an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Wolfenbüttel und ist seit Ende 2019 auch als Dozent für das ZWM tätig.

Herr Sabothe, wie sind Sie denn erstmals auf das ZWM aufmerksam geworden?

Damals war ich auf der Suche nach einer umfangreicheren Weiterbildung und bin bei meinen Recherchen auf das ZWM gestoßen. Ich hatte mich dann sogar bereits für den Lehrgang für WissenschaftsmanagerInnen angemeldet, als sich eine Kollegin von Ihnen telefonisch bei mir gemeldet hat – mit der Rückmeldung, der Basic-Lehrgang würde mich vielleicht unterfordern, da ich zu dem Zeitpunkt – das muss 2017 gewesen sein – bereits knapp zehn Jahre eine Tätigkeit mit Führungsverantwortung ausgeübt hatte. Der Ratschlag der ZWM-Mitarbeiterin war, besser den Advanced-Lehrgang für erfahrene WissenschaftsmanagerInnen zu belegen, und das habe ich dann auch getan.

Welche Inhalte des Lehrgangs, welche vermittelten Kenntnisse und Fähigkeiten sind Ihnen heute noch sehr von Nutzen – was war ein Fundament, das Sie noch immer nutzen und das auch heute noch für Sie relevant ist?

In der Rückschau waren alle Module des Advanced-Lehrgangs von großem Nutzen – gerade auch weil sich nur im Zusammenspiel ein vollständiges Bild des Wissenschaftsmanagements ergibt. Natürlich fand ich gerade für meinen Bereich das Modul zu Wissenschaftssystem, -politik und Finanzierung sehr spannend: Dort wurde nicht nur vermittelt, wie sich Hochschulen, sondern auch alle anderen Player im Wissenschaftssystem finanzieren etc. Auch das Thema Strategieentwicklung ist bei mir hängengeblieben, das stand bei meiner Hochschule auf der Agenda und ich konnte Inhalte direkt in meine Berufspraxis – eben die Mitwirkung am Strategieprozess 2030 – mitnehmen. Die Module zu Soft Skills, Führung, Konfliktmanagement und Change-Management sind im täglichen Einsatz wichtig – nicht nur für mich damals in einer Führungsfunktion, sondern auch für alle TeilnehmerInnen in einer beruflichen Sandwich-Position oder einer Tätigkeit mit lateraler Führung.

Ganz grundsätzlich hat sich durch die Belegung des Lehrgangs mein Blick geweitet und ich habe ein gefestigtes Verständnis des Wissenschaftsmanagements gewonnen – dass ein Denken in Verwaltungsmustern in Hochschulen heutzutage nicht mehr angebracht ist. Für mich steht der Service-Gedanke vollständig im Fokus: Lehre und Forschung bestmöglich zu unterstützen; das war schon immer mein Ansatz und stand im Vordergrund meines beruflichen Handelns. Durch die Belegung des Lehrgangs und die gemischte Gruppe mit vielen TeilnehmerInnen aus dem Bereich der klassischen Wissenschaft ist mir damals nochmals ganz klar vor Augen geführt worden, dass die Aufteilung zwischen Verwaltung und Wissenschaft längst nicht mehr zeitgemäß ist.
In meinem Fall hat sich als schöner Seiteneffekt – ohne Bezug zum Kern meiner Tätigkeit im Wissenschaftsmanagement in der Hochschule – ergeben, dass ich seit 2019 auch für das ZWM als Dozent in unterschiedlicher Form tätig bin.

Was würden Sie heutigen Interessenten im Wissenschaftsmanagement als Tipps an die Hand geben – seien dies jetzt EinsteigerInnen oder erfahrene WissenschaftsmanagerInnen, wie Sie ja auch damals einer waren?

Natürlich sollte man auf jeden Fall den Kurs belegen, bei dem ich als Dozent dabei bin. [lacht] Nein, Spaß beiseite – es  ist sehr sinnvoll einen ganzen Lehrgang zu belegen, egal aus welchem Fachbereich oder aus welcher Wissenschaftsrichtung man kommt, denn was für mich ganz wichtig war und ist: Dass eine offene Kommunikation entsteht – und die kann eigentlich nur entstehen, wenn man zusammenkommt und versteht, was eigentlich ein klassischer Verwaltungsbereich oder klassische wissenschaftliche MitarbeiterInnen mit bestimmten Begriffen meinen. Das und gegenseitiges Verständnis füreinander und die jeweiligen Belange zu wecken, wird in den Lehrgängen des ZWM sehr gut vermittelt: Dass eben wirklich eine gemeinsame Idee aus dem Verständnis für andere Themen und auch eine andere „Sprache“ entstehen muss und häufig auch an vielen Orten schon entstanden ist. Das wäre ein zentraler Tipp, den ich mit auf den Weg geben würde – und dafür ist eigentlich fast jedes Format geeignet, das dazu führt, das sich Kommunikation öffnet, egal, ob es dann um klassische Themenworkshops eines Gesamt-Lehrgangs oder um bestimmte Soft Skills-Seminare geht.

Wie spricht Verwaltung, wie spricht Wissenschaft und wie übersetzt Wissenschaftsmanagement?

Ich glaube, das Ziel von Wissenschaftsmanagement ist, erstmal auf beiden Seiten ein, so nenne ich es immer gerne, Grundrauschen zu erzeugen. Das heißt: Wenn ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter irgendwo im Drittmittelbereich oder im Drittmittelprojekt eingesetzt werde, muss ich nicht wissen, was nun genau in den Zuwendungsbedingungen steht oder in den Nebenbestimmungen, das zu übersetzen ist aus meiner Sicht die Rolle des Wissenschaftsmanagements. Wir sagen: Wir benötigen von Ihnen diese und jene Angaben, damit wir dann den Service erbringen können, beispielsweise um Verwendungsnachweise oder Mittelanforderungen stellen zu können und Sie können sich auf die Forschung konzentrieren. Das ist eigentlich der Kern des Ganzen.

Das ZWM hat als Claim „Wissenschaft braucht Management“ Können Sie das bestätigen?

Ich würde es doppelt unterstreichen und vielleicht noch ein Ausrufezeichen dahinter setzen, denn ich glaube: Durch das Wissenschaftsmanagement oder durch den Management-Anteil wird den wissenschaftlich Forschenden oder Lehrenden wieder der Freiraum gegeben, sich auf ihre eigentliche Aufgabe zu konzentrieren. Gäbe es kein Wissenschaftsmanagement, wäre aus meiner Sicht entweder ganz viel Zeit bei den Forschenden und Lehrenden für administrative Aufgaben „abzuzweigen“ oder es gäbe derart strikte Vorgaben, die keiner Auslegung und keines Managements bedürfen, dass die Wissenschaft unendlich eingeschränkt wäre.

Was macht Ihre Tätigkeit als Dezernatsleiter Finanzen und Controlling an der Ostfalia und was Ihre Tätigkeit als Dozent beim ZWM für Sie so attraktiv, was macht Ihnen daran Freude?

Dann fange ich mit dem ZWM an: Dass ich einfach Wissen vermitteln kann und dieses klassische Denken und Herangehen an Finanzthemen mit einer sehr niedrigen Eintrittsschwelle für die KursteilnehmerInnen versehe, damit diese Themen nicht immer nach dem Motto behandelt werden, bloß nicht rantrauen. Zudem macht es mir einfach Spaß mich mit den Teilnehmenden der ZWM-Kurse auszutauschen und ein Feedback zu bekommen.
Das Gleiche gilt eigentlich auch hier an der Ostfalia für mich als Leiter für Finanzen und Controlling: Das Team um mich herum macht einen super Job und hat den Service-Gedanken grundsätzlich verinnerlicht. Klar gibt es auch gelegentlich Momente, in denen es gesetzlich, rechtlich oder aus sonstigen Gründen nicht möglich ist, die Dinge optimal darzustellen, doch meist ist meine Tätigkeit einfach etwas, das mir viel Freude bereitet. Ich habe nicht bewusst darauf hingearbeitet, dass ich „etwas mit Finanzen“ mache, aber für mich hat sich mit dem Start in der Leibniz Universität Hannover herausgestellt, dass dort der Servicegedanke, was Verwaltung angeht, ein sehr viel anderer war als in einer Kommunalverwaltung oder einer klassischen Behörde. Ich bin Dienstleister, ich stehe hundertprozentig dahinter, dass man eben gemeinsam einer guten Sache dient und das für ein übergeordnetes Ziel, nämlich die Ausbildung von jungen Menschen. Wie kann man das bestmöglich unterstützen? Das stiftet mir an der Ostfalia einen Sinn, es erfüllt mich am Ende des Tages. Ich arbeite auch für das Allgemeinwohl, dabei bin ich nur ein ganz kleines Rädchen, das weiß ich natürlich, aber das Ziel, Ausbildung und Forschung zu fördern, ist schon erfüllend.

Außerdem ist es ist für mich in unserer mittelgroßen Hochschule schön zu sehen, wie kurz Entscheidungswege sein können, auch im Hinblick auf die Kommunikationskultur zwischen Präsidium, Dezernatsleitungen, und genauso mit dem Hausdienst, den MitarbeiterInnen der Reisekostenabteilung, und und und. Da wird direkt kommuniziert. Das finde ich großartig und das macht für mich diese Hochschule unter anderem aus und meinen Job hier sehr lohnend.

Konkret sind wir auch gerade dabei, unseren Bereich nicht mehr bei der Verwaltung, sondern bei den zentralen Serviceinrichtungen zu verorten. Das ist jetzt nur ein kleiner Punkt, doch es zeigt, in welche Richtung es geht: ServicemitarbeiterInnen, die der gemeinsamen Sache dienen. Das hat bereits der Advanced-Lehrgang des ZWM ganz klar aufgezeigt – und das ist genau die richtige Richtung, in die es sich zu denken lohnt, damit die KollegInnen keine Scheu oder gar Angst haben, unter anderem uns Finanzer als Unterstützende anzusprechen.

Herr Sabothe, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Theo Hafner.

Übrigens: Ein reales Wiedersehen mit ZWM-Alumnae und -Alumni ist beim ZWM Alumni Barcamp am 15.09.2023 in Hannover möglich.

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