Elke Steinhauser studierte zunächst Französisch in Regensburg und Clermont-Ferrand und absolvierte anschließend ihren Master in mehrsprachigem und multikulturellem Lernen an der Universität Luxemburg. Parallel begann sie, Deutsch als Fremdsprache zu unterrichten und praktische Erfahrungen im Bereich der Lehre zu sammeln. Danach wechselte sie in die Hochschulorganisation und arbeitete als Seminar- und Studienkoordinatorin an einer privaten Hochschule. Dort fielen unter anderem die Projektverantwortungen für die Auslandsmodule und die Zertifikatslehrgänge in ihren Zuständigkeitsbereich. Sie unterstützt das ZWM seit 2021 als Referentin für Weiterbildung/Beratung.
Liebe Elke, Du hast Deutsch-Französische Studien in Bayern und Frankreich studiert und dann einen Master in Luxemburg draufgesattelt. Zwischen dort und dem ZWM in Speyer gab es dann noch eine Zwischenstation?
Elke Steinhauser:
Ja genau, zwischen Luxemburg und Speyer war ich noch in Filderstadt an der Steinbeis School of Management and Technology in der Studienorganisation tätig. Diese Arbeit in der Erwachsenenbildung hat mir sehr viel Spaß gemacht, deshalb wollte ich auch in dem Bereich bleiben. Ich habe mich dann etwas umgeschaut und da gab es diese spannende Möglichkeit am ZWM – mit der Option, noch stärker in die Konzeption einzusteigen. In der Studienorganisation war ich hauptsächlich im Organisationsbereich tätig, wollte aber natürlich mehr: Meine eigenen Ideen einbringen, mich mehr an der Programmentwicklung beteiligen. Diese Freiheit, das Portfolio konzeptionell mitgestalten zu können, gefällt mir am ZWM besonders gut. Wir greifen auch aktuelle Themen auf, sei es zu neuen Gesetzen oder Beschlüssen – und bieten dann dazu direkt Veranstaltungen an. Insofern war Speyer ein Glücksgriff.
Auch thematisch bist Du beim ZWM vermutlich breiter aufgestellt, oder? Hast Du ein besonderes Lieblings-Themenfeld?
Mein Lieblings-Lehrgang ist der „Lehrgang für Persönliche ReferentInnen“. Da finden sich nicht nur beim vermittelten Lernstoff ganz viele spannende Themen, sondern es kommt auch immer eine tolle Gruppendynamik hinzu. Man merkt einfach, dass die Gruppen bis zum Kursende als wirklich schöne Gemeinschaft zusammenwachsen. Daher ist es für mich immer eine besondere Freude und ein Highlight, diese TeilnehmerInnen vor Ort zu begleiten und mit ihnen in den Austausch zu gehen.
Du hast schon während deines Studiums früh und dauerhaft Lehrerfahrung im Deutsch als Fremdsprache (DaF) gesammelt? Wie und wo war das denn?
Begonnen habe ich meine „Lehrtätigkeit“ bereits während des Bachelor-Studiums. Damals habe ich parallel zum Studium die Zusatzausbildung „Deutsch als Fremdsprache (DaF)“ absolviert und hatte dadurch die Möglichkeit, dieses Fach während des Studiums und auch danach zu unterrichten. Das fand an der DeutschAkademie, einer Sprachschule in München, statt, wo ich vor allem Abendkurse gegeben habe. Mir hat das große Freude bereitet – auch und insbesondere deshalb, weil es sich um kunterbunt gemischte Gruppen gehandelt hat. Häufig waren es junge Erwachsene, die gerade frisch von der Uni für den ersten Job nach Deutschland gekommen sind und dann parallel zur Arbeit Deutsch gelernt haben. Wenn die Lerngruppe einen harten Arbeitstag hinter sich hat und dann noch zum Deutschlernen kommt, ist das besonders bewundernswert und natürlich auch herausfordernd. Für mich war das gleichzeitig auch ein großer Ansporn, die Gruppe dann entsprechend zu motivieren. Ich habe vor allem Grundstufenkurse (A1 und A2) unterrichtet. Da ist das Erfolgserlebnis dann sehr greifbar, wenn TeilnehmerInnen, die zu Beginn fast keine oder nur rudimentäre Deutschkenntnisse hatten, sich nach einem Intensivkurs bereits einigermaßen gut verständigen können. Ganz abgesehen davon, dass ich immer versucht habe, über die Sprache hinaus auch (inter)kulturelles Wissen zu vermitteln. Manchmal haben wir zum Beispiel eine Stadtführung durch München gemacht, bei der dann jede(r) ein kleines Referat, z. B. zum Viktualienmarkt, gehalten hat.
Für diese Erfahrung bin ich bei meiner jetzigen Tätigkeit am ZWM sehr dankbar und finde es hilfreich, auch die andere Seite, d. h. die der Lehrenden, kennengelernt zu haben. Auch und insbesondere in puncto heterogene Gruppen. Häufig haben wir am ZWM ja die Situation, dass die TeilnehmerInnen mit ganz unterschiedlichem Background und entsprechend disparaten Erfahrungen beginnen, und die Dozierenden dann ihr Bestes geben, die Gruppe zusammenzubringen, zu motivieren und ein gemeinsames Level für produktive Zusammenarbeit zu finden. Das kenne ich aus meiner eigenen Erfahrung bei den DaF-Kursen sehr gut.
Da haben wir gleich den nächsten Anknüpfungspunkt: Stichwort Heterogene Gruppen – damit hast Du Dich in Deiner Masterarbeit befasst – diese trug den Titel „Herausforderungen für Trainer in heterogenen Gruppen bei interkulturellen Trainings“. Bietet Deine jetzige Tätigkeit da eine gute Möglichkeit zum Transfer der Theorie in die Praxis?
Ja, tatsächlich: Damals für meine Masterarbeit habe ich Interviews mit TrainerInnen geführt – mit dem Fokus Herausforderungen in der Arbeit mit heterogenen Gruppen. Es war sehr interessant zu hören, mit welchen Lösungsansätzen die Trainerinnen und Trainer an dieses Thema herangegangen sind.
Natürlich sind die Ergebnisse dieser Interviews dann in eine theoretische Arbeit gemündet, doch dieses theoretische Wissen hat mich bis heute für diese Thematik sensibilisiert.
Solch eine Heterogenität ist zum Beispiel auch bei den persönlichen ReferentInnen häufig der Fall. Die TeilnehmerInnen steigen oft mit sehr unterschiedlichen Karrierewegen in unseren ZWM-Lehrgang ein – viele direkt nach dem Abschluss, manche als QuereinsteigerInnen, und manche wollen sich nach vielen Jahren in dieser Position weiterbilden. Auch vom Alter oder den Einrichtungen her unterscheiden sich die TeilnehmerInnen häufig. Das Spektrum reicht von der kleinen Hochschule für angewandte Wissenschaften bis hin zu sehr großen Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Aktuell haben wir den Lehrgang für persönliche ReferentInnen neu designt und haben auch bereits bei der theoretischen Konzeption darauf geachtet, dass diese Struktur für TeilnehmerInnen aus verschiedenen Einrichtungsarten passt.
Du hast vom DaF-Unterricht zu Steinbeis und zum ZWM sozusagen die Seiten gewechselt – mittlerweile bist Du ja als Referentin hauptsächlich im organisatorischen Bereich tätig. Ist Dir das leicht gefallen? Und wenn Du immer wieder mal im Geiste auch die Position der Dozierenden einnimmst, verbindest Du damit jetzt das Beste aus beiden Welten? Wie interpretierst Du selbst Deine Rolle?
Ich versuche, das dennoch zu trennen. Für mich ist eine klare Rollenverteilung einfacher, obwohl ich natürlich gut nachvollziehen kann, wo die ein oder andere Herausforderung liegen mag. Wichtig ist, wie ich finde, dennoch zu sagen: Okay, die Trainerinnen und Trainer sind für die Didaktik zuständig und ich kümmere mich im Hintergrund um die Koordination. Gleichzeitig ist man aber natürlich trotzdem sensibilisiert und kann dann im Gespräch mit den Dozierenden auch gezielt Fragen stellen. Dies erleichtert den Perspektivwechsel und man kann die Punkte oft besser nachvollziehen, als wenn man immer nur die organisatorische Brille aufgehabt hätte. Ich versuche trotzdem, mich in meiner täglichen Arbeit von didaktischen Aspekten abzugrenzen, damit einfach für alle Seiten klar ist, wer welchen Hut aufhat.
Passiert es Dir dennoch manchmal, dass Du denkst, das ist genau so, wie ich das auch gehandhabt hätte?
Ja, solche Momente gibt es schon und das finde ich eigentlich ganz schön, wenn man dann Themen oder Herangehensweisen bei Dozierenden sieht und bei sich denkt: Ah ja, das würde ich jetzt genauso machen oder, das ist ja eine coole Idee. So bleibt man auch neugierig und schaut, was sich didaktisch so getan hat. Vieles entwickelt sich ja weiter, beispielsweise im Bereich digitale Tools.
Bei der Steinbeis School of Management and Technology war ein Fokus Deiner Tätigkeit auch die Betreuung von Auslandsmodulen für die USA und für Japan. Ist Dir beim ZWM der interkulturelle Aspekt in einigen der von Dir betreuten Veranstaltungen weiterhin erhalten geblieben?
Ja, vor allem das Kompakt-Webinar Dual Use & Exportkontrolle und den Workshop Research Security mit Fokus China finde ich in dieser Hinsicht sehr spannend. Ich freue mich, dass diese zwei interessanten Veranstaltungen in meine Zuständigkeit fallen, denn über das Rechtliche hinaus kommen natürlich auch ganz viele interkulturelle Aspekte zum Tragen. Gerade China finde ich ein sehr interessantes Land, mit dem ich persönlich jedoch noch nicht so viele Berührungspunkte hatte.
Wir als Deine Kolleginnen und Kollegen wissen, dass eines Deiner Hobbys Deine interkulturelle Erfahrung weiter stärkt: Du hast ein Faible fürs Verreisen in ferne Länder. Steht denn auch mal eine Reise nach China auf Deiner Wunschliste?
Sehr gerne, aktuell ist nichts Konkretes geplant, doch China ist auf jeden Fall mit auf meiner Bucket List, was das Reisen angeht. Nächstes Jahr könnte Afrika dran sein – das ist allerdings noch nicht spruchreif [lacht]. Das ist ein Kontinent mit solch einem breiten Spektrum an Ländern und Kulturen, in den ich gerne mal einen Einblick bekommen würde. ABER: Bei mir müssen es nicht immer nur ferne Länder sein; ich freu mich auch riesig, hier in der Gegend wandern zu gehen. Ich komme ja aus Bayern und habe von daher auch einen besonderen Bezug zu den Bergen. Am Wochenende raus zum Wandern gehen oder auch nur spazieren, das macht mir ebenfalls große Freude und, wenn es sich vom Wetter her nicht so anbietet, dann lese ich gerne auch mal ein Buch und trinke Tee.
Danke für das erhellende Interview!
Das Gespräch führte Theo Hafner.